Mehr als 300 Kinder haben am Gemeinschaftsprojekt von Landtag und Katholischer Jungschar Südtirols teilgenommen. Heute fand die Abschlussveranstaltung statt, bei der Mädchen und Buben im Plenarsaal des Landtags ihre umgesetzten Projekte in den Bereichen Nachhaltigkeit, Gesundheit und Inklusion vorstellten und Politikerinnen und Politikern symbolische Patenschaften übergaben. Präsentiert wurde auch ein Film über die Aktivitäten der teilnehmenden Gruppen.
Rund 70 Kinder waren heute Vormittag im Landtag zu Gast: Es handelte sich dabei um Schülerinnen und Schüler der Grundschulen von Untermais, St. Michael/Eppan und Branzoll, die in Vertretung der 340 Mädchen und Buben aus dem gesamten Land, die am Kinderlandtag teilgenommen hatten, nach Bozen gekommen waren. Die Gemeinschaftsinitiative von Südtiroler Landtag und Katholischer Jungschar Südtirols fand bereits zum fünften Mal statt.
Landtagspräsidentin Rita Mattei begrüßte nicht nur die Kinder zur heutigen Abschlussveranstaltung des 5. Kinderlandtags, sondern ebenso Mitglieder der Landesregierung und zahlreiche Landtagsabgeordnete. Mattei merkte an, dass der Landtag Ähnlichkeiten mit einer Schulklasse habe, wo – unter Einhaltung von Regeln – diskutiert wird und alle das Recht haben, ihren Beitrag einzubringen. Im Landtag komme somit die Demokratie zum Ausdruck. Mit der Teilnahme am Kinderlandtag hätten die Mädchen und Buben sich deshalb auch in Demokratie geübt: Sie hätten sich getroffen, über Themen gesprochen, die ihnen am Herzen liegen, sich auf eine gemeinsame Idee geeinigt und Initiativen ausgearbeitet, die sie dann im Rahmen ihrer Möglichkeiten umgesetzt hatten. Sie hätten dabei auch gemerkt, wie schwierig es sei, gemeinsam eine Lösung zu finden, die für alle in Ordnung geht.
Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstrich in seinen Grußworten, dass die Landtagsabgeordneten die Gesetze machten – die Landesregierung diese dagegen umsetze; diese Aufgabenteilung sei nicht allen immer klar. Er freue sich, dass der Kinderlandtag stattfinde. Dies sei Ausdruck davon, dass Politik alle anginge – wobei alle täglich Politik machten, allein durch ihr Verhalten. Dies wirke sich nicht nur auf sich selbst, sondern ebenso auf andere aus. Die vom Kinderlandtag behandelten Themen – Nachhaltigkeit, Gesundheit und Inklusion – seien wichtig und aktuell. Sie könnten nicht allein durch Gesetze gelöst werden, sondern es brauche alle dazu, Erwachsene und Kinder, die ihr Verhalten im tagtäglichen Leben entsprechend ausrichten. Bezüglich Inklusion verwies der Landeshauptmann auf den heutigen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Dieser sei eine Mahnung. Denn alle, die irgendwie anders seien, sollten auch mitgenommen werden.
Grußworte kamen weiters von Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller, die daran erinnerte, dass Kinder und Jugendliche das Recht hätten, ihre Meinung auszudrücken, und dass das, was sie sagen, auch ernst genommen werden müsse. Es brauche die Ideen und den frischen Blick auf die Dinge der jungen Menschen. Es sei Aufgabe der Erwachsenen, zuzuhören und Inputs mitzunehmen.
Im Landtag anwesend war auch Gleichstellungsrätin Michela Morandini.
Für den 5. Kinderlandtag, eine Jubiläumsausgabe, wurde bewusst eine andere Form als jene der vier vorhergehenden Auflagen gewählt: Das ganze Jahr 2022 hindurch arbeiteten Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren in Schulklassen, Jungschargruppen und in der Familienwoche der Lebenshilfe an verschiedenen Orten im Land, um die Ergebnisse und Ideen der vorangegangenen Kinderlandtage zu vergleichen und einige von ihnen konkret umzusetzen. Diese Arbeiten wurden mit der Kamera begleitet; der daraus entstandene Film wurde heute im Plenarsaal des Landtags präsentiert (nachzusehen unter https://youtu.be/LaeWoGOnPtM).
Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer engagierten sich für Nachhaltigkeit, indem sie Abfälle sammelten, Schilder zur korrekten Mülltrennung anfertigten und Bäume pflanzten. Im Bereich Gesundheit wurden sie aktiv, indem sie Bilder für die pädiatrische Abteilung des Krankenhauses von Brixen malten, und im Bereich der Inklusion, indem sie die barrierefreie Zugänglichkeit verschiedener öffentlicher Plätze überprüften. „Durch die Auswahl der Projekte sowie die direkte Umsetzung lernten die Kinder, was Partizipation und Selbstwirksamkeit wirklich sind. Auch konkrete kleine Dinge können Großes bewirken“, so Magdalena Ferdigg, 2. Vorsitzende der Jungschar.
Symbolische Patenschaften überreicht
Im Vorfeld der Präsentationen der Kinder im Plenum hatten sich die Schülerinnen und Schüler in kurzen Workshops mit den Themen der Projekte des Kinderlandtags befasst. Dabei arbeiteten die Kinder selbst Projekte und Anliegen aus, die sie sich von der Politik wünschen.
Bei der Vorstellung der Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppe unterstrichen die Mädchen und Buben der Grundschule Untermais, dass sie erstaunt über die große Menge an Abfall gewesen seien, die sie gesammelt hatten. Und so forderten sie u.a. ein Verbot von Plastikverpackungen und -taschen, um Müll zu vermeiden, ein Werbevideo für richtiges Mülltrennen, die Einrichtung von mehr Naturschutzzonen, in denen gut aufgepasst werde – und dass Politikerinnen und Politiker Vorbilder sein sollten, indem sie selbst weniger Müll produzieren. Die zweite Gruppe hatte sich mit dem Thema Inklusion befasst: Die Kinder waren dafür in ihrem Heimatdorf Branzoll unterwegs gewesen, um herauszufinden, ob dieses für Menschen mit Behinderung gut zugänglich ist. Dabei fielen ihnen einige Mankos auf, etwa das Fehlen eines Aufzuges am Bahnhof von Branzoll oder das Fehlen von Rampen. Mit dem Thema Gesundheit hatte sich schließlich die dritte Gruppe beschäftigt: Die gezeichneten Bilder sollten die Kinder in der pädiatrischen Abteilung des Krankenhauses aufmuntern, erzählten die Mädchen und Buben der Grundschule St. Michael/Eppan. Diese hatten sich im Workshop Gedanken über mehr Sicherheit für Kinder gemacht. Zu ihren Vorschlägen zählten beispielsweise eine Helmpflicht für Radfahrer bis zu 15 Jahren, ein Parkverbot von Autos auf Gehwegen, speziell gesicherte Skilifte, besseren Kinderschutz im Internet durch Verlaufskontrolle und Apps oder ein Rauchverbot für Erwachsenen in Anwesenheit von Kindern.
Anschließend unterzeichneten Landtagspräsidentin Mattei, Landeshauptmann Kompatscher sowie Kinder- und Jugendanwältin Höller stellvertretend für die Politik mit ihren digitalen Fingerabdrücken die Patenschaften. „Durch diese Patenschaften vertrauen die Kinder ihre Projekte und Anliegen den Politikerinnen und Politikern an. Ziel ist es, dass sich diese bestmöglich für die Projekte und die Bedürfnisse der Kinder einsetzen“, erklärte Ferdigg.
Zum Abschluss der Veranstaltung versicherte Landtagspräsidentin Mattei, dass die Vorschläge der Kinder berücksichtigt und die Patenschaften ernst genommen würden. Man werde sich an den Mädchen und Buben ein Beispiel nehmen, so Mattei und bedankte sich bei den Anwesenden. Magdalena Ferdigg bedankte sich beim Landtag, bei den Projektleitern der Jungschar, die den Kinderlandtag betreut hatten, und bei allen teilnehmenden Kindern.
Der Kinderlandtag ist ein Gemeinschaftsprojekt von Landtag und der Katholischen Jungschar Südtirols, das in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendanwaltschaft, Gleichstellungsrätin/Geschäftsstelle Monitoringausschuss, deutschem, italienischem und ladinischem Schulamt sowie Südtiroler Jugendring durchgeführt und vom Amt für Jugendarbeit und dem Land Südtirol gefördert wird.
Text: Presseamt Landtag (tres)