Das Jungschar- und Minilager
Das Jungschar- und Minilager gehört sicher zu den Highlights eines jeden Arbeitsjahres. Nicht nur die Kinder freuen sich immer schon Monate vorher darauf, sondern natürlich auch du als Gruppenleiterin und Gruppenleiter. Es gehört bei den meisten Ortsgruppen einfach dazu, es hat Tradition. Beim Hütten- oder Zeltlager ist das Abenteuer das Zentrale: man ist mit einer Gruppe für eine gewisse Zeit von zu Hause weg und erlebt nicht alltägliche Dinge. Solange du das erfüllst, kann Lagerfeeling aufkommen. Versuch dabei das Programm immer so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, damit alle Kinder auf ihre Kosten kommen. Jede der hier vorgestellten Varianten hat seine Vor- und Nachteile und Punkte, die man bedenken muss. Aber prinzipiell ist alles möglich und es wartet nur darauf, von dir und deiner Gruppe ausprobiert zu werden. Du musst natürlich auf deine Ressourcen und Möglichkeiten achten und das Lager daran orientieren. Die Alternative, wenn der Aufwand zu groß ist? Ganz einfach: Holt euch das Lager zu euch! Belagert euren Gruppenraum oder macht einen Tagesausflug. Ideen dafür findest du im Downloadbereich.
Ort: Hüttenlager, Zeltlager, Lager auf Reise (man wandert mit Zelt und Rucksack von einem Ort zum anderen), am Meer, am Berg, in einer Großstadt (die Katholische Jungschar der Erzdiözese Wien hat vor den Toren Wiens ein Schloss, das man für ein Sommerlager mieten kann), in den Gruppenräumen…
Zeitraum und Dauer: im Winter, im Sommer, im Frühjahr, im Herbst, über Silvester, ein Wochenende, mehrere Tage, eine Woche, zwei Wochen, mehrere Wochen…
Kinder: nur für Buben, nur für Mädchen, gemischt, Grundschulkinder, Mittelschulkinder, alle Altersgruppen zusammen, kleine Lager mit fünf Kindern, Riesenlager mit 50 und mehr Kindern, Lager für Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter…
Direkt am Lager: Thementage, das ganze Lager steht unter einem Thema, ein Thema zieht sich über mehrere Tage hin, Wandern, Schwimmen, Reiten, Radfahren, Kinder planen die Inhalte des Lagers, Lagerparlament, Lagernachrichten (Rückblick auf den vergangenen Tag/Woche), Lagerzeitung, Morgen- und Abendsport, Morgen- und Abendlob, Nachtwache, Übernachtung unterm Sternenhimmel, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Kinder in Dienste einteilen (kochen, putzen, aufdecken…), Aufführungen am Ende des Lagers für Eltern…
Partizipation: Kinder in die Planung miteinbeziehen, Kinder im Vorhinein oder während dem Lager in Entscheidungen beteiligen, für das gesamte Lager oder für Teilbereiche, ein Lagerparlament, die Kinderstadt, Thementage, Abendprogramm; Themen wie Nachtruhe, Zimmereinteilung, Morgensport…
Thementage. Thementage sind eine gute Möglichkeit, Abenteuer und Spannung ins Jungscharlager zu bringen. Dabei bildet eine Geschichte oder ein Thema den Rahmen für Spiele, Aktionen und Elemente, die du mit den Kindern durchführen willst. Diese Themen und Geschichten können sich über einen Tag oder auch das ganze Lager ziehen, das steht dir und deiner Fantasie frei.
Warum eine Spielgeschichte? Eine Spielgeschichte kann eine Aktion oder ein Spiel interessanter und lebendiger machen. Die Geschichte weckt die Neugier der Kinder. Sie schlüpfen in neue Rollen und können darin neue Verhaltensweisen ausprobieren. Kinder mögen auch einfach Geschichten und wenn sie ein Teil davon sind, umso mehr. Es regt die Fantasie der Kinder an und erleichtert ihnen auch das Verständnis von Spielregeln. Kurz: es zahlt sich aus. Im Downloadbereich findest die Spielgeschichtenmappe und Wissenswertes, wie du auf ein Thema kommst und wie du sie strukturierst. Außerdem findest du u.a. auch unter der Rubrik „Spielpädagogik“ weitere Beispiele.
Quelle: KONTAKT 4 2010/11
Gott geht mit – auch auf das Hüttenlager und Zeltlager
Religiöser Lageralltag. Nirgend hat man so gute Möglichkeiten, den Kindern den Glauben nahe zu bringen und ein religiöses Klima erleben zu lassen wie im Jungschar- und Minilager. Das Religiöse am Lager sollte kein „Zusatzprogramm“ sein, sondern als selbstverständlich im Lagerleben eingebunden werden. Die Kinder sollen erfahren, dass die Gemeinschaft aufgebaut wird durch Verstehen, Hilfsbereitschaft, gegenseitiges Geben und Nehmen, gemeinsame Freude und Betätigung. In einer solchen Gemeinschaft können Kinder zu sich finden und dabei die Mitte der Gemeinschaft, Christus, erfahren: „Wo zwei, oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ Religiöses Leben am Lager bedeutet deshalb gerade am Lager nicht eine Häufung von frommen Worten und Veranstaltungen, sondern etwas, das selbstverständlich und ganz normal zum ganzen Lagerleben gehört.
Hier ein paar Tipps, um den Glauben im Lageralltag spürbar zu machen:
- Regelmäßigkeit: Jeden Tag ungefähr zur gleichen Zeit mit der ganzen Lagergemeinschaft eine Gebetszeit gestalten, damit die Beziehung zu Gott (in die Tiefe) wachsen kann. Der Abend bewährt sich oft als gemeinsamer Abschluss und gleichzeitig gibt es einen Rückblick des Tages.
- Einfache Gestaltung mit altbekannten aber auch neuen Liedern, sodass der Inhalt für alle verständlich ist und alle mitmachen und singen können;
- Das religiöse Leben soll nicht nur Beiwerk bzw. Rahmenprogramm sein, das schon von vornherein fix und fertig vorbereitet ist, sondern es soll aus der Gemeinschaft heraus wachsen. Erlebnisse, die die Gruppe erlebt, kommen auch hier zur Sprache;
- Raus in die freie Natur, wo ihr die meiste Zeit in dieser gemeinsamen Woche verbringt und wo ihr immer wieder Gott entdecken könnt;
- Das Ferienlager kann auch eine Chance sein, „Fantasie für Gott“ zu entwickeln. Die Kinder können „religiös kreativ werden“: andere Gebetsformen als die gewohnten können entdeckt werden. Zu starre Formen solltest du vermeiden und einfach frei Gebete, Bitten, Dankesworte… formulieren.
Hier möchten wir dir Elemente auflisten, die du einzeln aber auch zusammen kombinieren kannst, um das Religiöse ins Spiel zu bringen:
- Kreuzzeichen
- Lieder
- Vater unser
- Die Psalmen
- Lesen einer Bibelstelle
- Meditation
- Tanz
- Tagesmotto
- Bilder und Symbole
- Segen
- Einander annehmen
Quelle: KONTAKT 4 2007/08 und KONTAKT 3 2010/11
Nähe und Distanz
Unsere Arbeit mit den Kindern lebt von und aus persönlichen Beziehungen. Beziehungen zwischen den Kindern, Beziehungen zwischen den Gruppenleiterinnen, Gruppenleiter und Kindern, Beziehungen der Leiterinnen und Leiter untereinander. Die Beziehungen sind aber nicht einfach da, sondern sie werden immer wieder gestaltet. Zur guten Gestaltung von Beziehungen gehört auch ein ausgewogenes Verhältnis von Nähe und Distanz. Besonders beim Hütten- oder Zeltlager werden die Beziehungen deutlich spürbar und insbesondere in der Arbeit mit Kindern solltest du ein richtiges Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz, zwischen deinen eigenen Bedürfnissen und dem Dasein für andere, finden. Deine Grenzen solltest du unbedingt respektieren, gleichzeitig musst du darauf achten, was gut ist für die dir anvertrauten Kinder. So ist es unbedingt nötig, dass du auch Zeit findest, um allein zu sein und um dich zu erholen. Die Bedürfnisse der Kinder sind auch recht unterschiedlich. Das eine Kind braucht sehr viel Nähe und Zuwendung, ein anderes fühlt sich sehr schnell eingeengt, wenn du ihm körperlich oder mit Worten zu nahe kommst. Auch die Bedürfnisse der Kinder sind von Situation zu Situation unterschiedlich. Manchmal möchte ein Kind alleine sein und alles mit sich alleine ausmachen und ein anderes Mal braucht dasselbe Kind dringend Nähe und deine Hilfe. In der gleichnamigen Rubrik findest du weitere Informationen, Tipps und Methoden, um das Thema zu vertiefen.
→ Tipp: Im Downloadbereich findest du den Behelf „Mein sicherer Ort“. Dieser enthält u.a. auch Checklisten, wie du sicherstellen kannst, dass sich die Kinder in der Gruppe aber auch am Jungscharlager wohlfühlen und ihre Bedürfnisse und Grenzen respektiert werden können.
Sicher ohne Angst und Schrecken
Angst vor der Dunkelheit, vor dem großen Hund am Schulweg, vor schlechten Noten, vor Einbrechern etc. Wer kennt wohl nicht die eine oder andere Angst aus eigener Erfahrung? Die unterschiedlichen Ängste waren ständige Begleiter unserer Kindheit – und sie sind es auch jetzt. Angst ist primär dazu da, uns zu schützen. Wir brauchen Angst, weil sie notwendig ist, um unser Überleben zu gewährleisten. Hätten wir keine Angst, würden wir blind in Gefahren rennen. Angst kann uns auch zu Höchstleistungen anspornen. Andererseits kann Angst aber auch negativ und sehr bedrückend sein. Sie macht uns handlungsunfähig, schränkt unser Denken und Verhalten ein und löst unangenehme körperliche Reaktionen aus (Schwitzen, Zittern, Stottern, Atemnot…) und kann langfristige schädliche Folgen haben. Die Gründe und wie schlimm man eine beängstigende Situation empfindet, ist individuell und ganz unabhängig davon, ob eine „reale“ Bedrohung besteht oder keine konkrete Ursache benannt werden kann. Wichtig ist aber immer: Angst ernst zu nehmen.
Was kannst du tun?
- Ängstlichen Kindern sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Auf diese Weise erkennt ein Kind, dass es in seiner Angst ernst genommen wird und darüber sprechen darf.
- Besonders Rituale helfen Kindern dabei, Angst besser auszuhalten (z.B. Licht im Bad anlassen, ein Kuscheltier dabei zu haben etc.). Mit Sätzen wie „Du brauchst doch keine Angst zu haben!“ hilft man den Kindern nicht wirklich weiter, da die Angst ja trotzdem da ist.
- Besonders wichtig ist, dass die Kinder am Jungscharlager selbst regulieren können, wie viel sie sich zutrauen. Daher ist es wichtig, dass es für Kinder immer Alternativen zu Nachtgeländespielen oder Geistergeschichten gibt.
- Kinderängste sollen zugelassen und thematisiert werden. Ignorieren und Verdrängen ist keine Lösung. Über die Ängste zu reden und sie zuzulassen wirkt für die Kinder oft befreiend.
Was sagt die Jungschar dazu? Eltern und/oder Erziehungsberechtigte vertrauen dir als Gruppenleiterin und Gruppenleiter ihre Kinder an. Die Zeit in der Jungschar soll für Kinder eine Zeit sein, in der sie keine Angst haben müssen. Wir als Katholische Jungschar wollen, dass…
- die Ängste der Kinder immer wahrgenommen und ernst genommen werden;
- versucht wird, die Ängste der Kinder zu verstehen;
- Kinder in ihrer Angst niemals allein gelassen werden;
- Kindern, die Angst haben, Zuwendung geschenkt wird;
- angstmachende Erziehungsmaßnahmen unterlassen werden;
- Kindern niemals absichtlich Angst gemacht werden darf;
- Kindern unnötige Unsicherheiten erspart werden;
- Situationen zu vermeiden sind, in denen ein Kind vor den anderen bloßgestellt wird;
- den Kindern in der Bewältigung ihrer Ängste ausreichend Zeit gegeben wird und dass sie niemals gedrängt werden, ihre Ängste zu ignorieren;
- Kinder vor angsterzeugendem Gruppendruck geschützt werden.
Für ein angstfreies Abendprogramm findest du im Anhang verschiedene Möglichkeiten. Oder lass die Abende am besten von den Kindern selbst planen, dann weißt du, ob sie sich eine Mutprobe oder gar einen Überfall wünschen (nur wenn alle einverstanden sind) und wie viel sie sich wirklich zutrauen.
Zum Download
Organisation
Ordnung im Organisationschaos – wie man strukturiert ein Lager planen kann
Wir lagern mal anders – alternative Möglichkeiten zur Lagerwoche
Waldspiele und Wiesenspiele – Spielideen fürs Sommerlager
Ideen und Bausteine für ein cooles Hüttenwochenende in der kalten Jahreszeit
Thementage
Thementage – Wissenswertes und Beispiele
Das kostbare Nass – ein Thementag fürs Sommerlager
Spielgeschichtenmappe der Katholischen Jungschar der Diözese Linz
Religiöser Lageralltag
Das religiöse Leben am Ferienlager
Wie ist das mit dem Beten – Beispiele für den religiösen Lageralltag
Lieber Gott, Post für dich – religiöse Bausteine für das Sommerlager
Eine Segensfeier am Ferienlager
Partizipation am Lager
Wir reden mit – Mitbestimmung der Kinder im und vor dem Sommerlager
Lagerparlament – Mitbestimmund beim Lager
Städtisches Treiben – Ideen für eine Kinderstadt beim Sommerlager
Nähe und Distanz am Lager
Komm mir (nicht zu) nahe… Nähe und Distanz am Lager
Sicher ohne Angst und Schrecken – Praxismaterial für angstfreies Abendprogramm beim Sommerlager